Wie können Jugendliche aus bildungsfernen Schichten für ein Studium gewonnen werden?
Die Forschung zu Lebensverläufen veranschaulicht eindrucksvoll die lebenslangen Vorteile einer Hochschulbildung für Einkommen, Beschäftigungsqualität, Gesundheit oder Lebenszufriedenheit.
Dennoch entscheiden sich Abiturient:innen, in deren Familie noch nie jemand eine Hochschule besucht hat, weniger häufig für ein Studium als Abiturient:innen aus Akademikerfamilien. Dies ist zum Teil durch Leistungsunterschiede der Schüler:innen zwischen den Schichten zu erklären. Aber auch wenn diese berücksichtigt werden, entscheiden sich Abiturient:innen aus Nicht-Akademikerfamilien seltener für ein Studium. Dies wird oftmals darauf zurückgeführt, dass junge Menschen aus Nicht-Akademikerfamilien andere Vorstellungen vom Studium haben und Erfolgswahrscheinlichkeit, Kosten und Nutzen im Vergleich zu Jugendlichen aus Akademikerfamilien anders bewerten.
Die Forschung hat daher begonnen, die Rolle von Informationen für Entscheidungsprozesse genauer zu untersuchen. So wurde gezeigt, dass Informationen zu langfristigen Vorteilen eines Studiums das Potential aufweisen, soziale Ungleichheiten zu verringern. Damit ließe sich erreichen, dass bei gleichen Leistungen und Interessen Bildungsentscheidungen weniger stark vom Elternhaus abhängen.
Dennoch sind noch zahlreiche Fragen ungeklärt, denen sich ein spannendes YES!-Projekt widmen könnte:
• Welche Informationen sind am besten geeignet, um junge Menschen aus Nicht-Akademikerfamilien für ein Studium zu motivieren?
• In welcher Weise erreicht man die jungen Menschen in geeigneter Weise?
• Wann sollte man beginnen Informationen bereitzustellen? Schon im Kindergarten? In der Grundschule oder erst in der Oberstufe?
• Sollten Eltern und Lehrkräfte stärker einbezogen werden? Wenn ja, wann und vor allem wie?
• Verarbeiten alle Menschen Informationen gleich? Kann mehr „Beratung“ auch negative Folgen haben?
• Studieren nicht schon zu viele Menschen?
• Was können Beratungsstellen (z.B. Bundesagentur für Arbeit) tun, damit junge Menschen „informiertere“ Entscheidungen treffen?


Betreuerin des YES!-Teams
Marie Lena Muschik
Marie Lena Muschik arbeitet am IAB als wissenschaftliche Hilfskraft im Bereich „Bildung, Qualifizierung und Erwerbsverläufe“ und für die Institutsleitung. Sie studiert empirische Arbeitsmarktökonomik an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg. In ihrer Abschlussarbeit beschäftigt sie sich mit der Frage, wie der soziale Hintergrund von Schüler:innen sich auf die Wahl ihres Ausbildungsbetriebs auswirkt.
Alexander Patzina
Dr. Alexander Patzina studierte Sozialökonomik an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg. Er promovierte zum Thema „Educational inequality in wellbeing over the life course: Inequality patterns and moderators“. Am IAB ist er Mitarbeiter im Bereich „Bildung, Qualifizierung und Erwerbsverläufe“. Er befasst sich schwerpunktmäßig mit Forschung zur „School-to-Work Transition“. Aktuell ist er insbesondere an den Folgen der COVID-19-Pandemie für Übergänge von der Schule in post-sekundäre Bildung und gesellschaftliche Polarisierungsprozesse interessiert.