Wie fördern wir Wohnformen, die zum Klimaschutz beitragen, am besten?
Als Gesellschaft haben wir beschlossen, dass wir die Klimaziele des Pariser Abkommens erreichen wollen. Wir haben auch erkannt, dass der sparsame Umgang mit Ressourcen wichtig ist, um unsere Lebensgrundlagen zu erhalten. Trotzdem berücksichtigen wir als Einzelpersonen diese Dinge bei unseren wirtschaftlichen Entscheidungen oft noch zu wenig. Zum Beispiel, wenn es darum geht, wie wir wohnen wollen. Wie kommt das? Und wie werden wir das ändern?
Private Haushalte verbrauchten im Jahr 2018 ca. 644 Terawattstunden (TWh) Energie. Das entspricht ungefähr einem Viertel des gesamten Endenergieverbrauchs in Deutschland. Und dieser Wert lag im Jahr 2018 nur knapp 3% unter dem Wert von 1990. Mehr als zwei Drittel der Energie benötigen die privaten Haushalte zum Heizen ihrer Wohnungen und Häuser.[i] Immer bessere energetische Standards bei Neubauten und die Sanierung von Altbauten tragen zur Reduzierung des Energieverbrauchs bei. Auch energiebewusstes Verhalten der Bewohner kann den Energieverbrauch reduzieren.
Es gibt aber auch Trends, die in die entgegengesetzte Richtung wirken: Wir beobachten in Deutschland seit Jahren, dass die insgesamt bewohnte Wohnfläche stetig ansteigt. Und zwar stärker als die Bevölkerung wächst. Es gibt immer mehr Haushalte mit durchschnittlich immer weniger Mitgliedern und dadurch auch steigende Wohnflächen pro Kopf.[ii] Die durchschnittliche Wohnfläche pro Person lag in den 60er Jahren in Deutschland zwischen 20 und 25 qm. Im Jahr 1990 lag sie bei knapp 35qm, und im Jahr 2020 lag sie schon 47,4 qm pro Kopf.[iii]
Dabei gibt es große Unterschiede, je nachdem wie alt die Menschen sind und wo und wie sie wohnen. Ältere Menschen beanspruchen durchschnittlich mehr Wohnfläche pro Kopf als jüngere. Unter anderem, weil sie allein oder zu zweit in Häusern und Wohnungen wohnen bleiben, in denen früher die ganze Familie gewohnt hat. In Großstädten sehen wir hingegen sinkende Wohnflächen pro Kopf und verstärkt geteilte Nutzung, weil die Wohnflächen dort knapp sind. Auch bei Mietern bleiben die Wohnflächen pro Kopf gleich oder sinken in den Städten sogar. Bei Eigennutzern nimmt die Fläche pro Kopf weiter zu.[iv]
Jeder bewohnte Quadratmeter Fläche in Gebäuden führt zu höherem Energieverbrauch. Die beschriebenen Trends haben aber auch soziale Auswirkungen: Ältere Menschen bleiben allein oder zu zweit in ihren größeren Wohnungen und Häusern wohnen. Auf der anderen Seite ist ausreichend großer Wohnraum für Familien insbesondere in Ballungsräumen knapp. Stark steigende Mieten führen zusätzlich dazu, dass Familien in (zu) kleinen Wohnungen wohnen bleiben. Aber auch Altmieter in großen Wohnungen haben durch gestiegene Mieten wenig Anreize, in kleinere Wohnungen umzuziehen.
Die Kernfragen dieses Themas sind also:
- Mit welchen Maßnahmen lässt sich die Wohnfläche pro Kopf in Deutschland reduzieren? Wie kann man dies fördern?
- Welche Hemmnisse gibt es dabei? Wie kann man diese abbauen?
- Welche Chancen bietet eine Verkleinerung der Wohnfläche? Wie kann man diese nutzen, um attraktive Maßnahmen zu gestalten?
[i] UBA 2020. Energieverbrauch privater Haushalte. Weblink: Energieverbrauch privater Haushalte | Umweltbundesamt, 24.09.2021.
[ii] UBA 2020. Wohnfläche. Weblink: Wohnfläche | Umweltbundesamt, 24.09.2021.
[iii] Statistisches Bundesamt (Destatis), 2021. Fortschreibung des Wohngebäude- und Wohnungsbestandes – Lange Reihen von 1969 bis 2020.
[iv] Sagner, P. 2021. Wer wohnt wie groß? IW-Kurzbericht 11/2021.

Wissenschaftlicher Partner

Betreuende Forschende
Christine Bertram
Christine Bertram arbeitet als Senior Produktmanagerin bei der Investitionsbank Schleswig-Holstein (IB.SH). Vorher hat sie viele Jahre als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Weltwirtschaft (IfW) im Research Center Global Commons und Climate Policy gearbeitet und zu umwelt- und ressourcenökonomischen Fragestellungen geforscht. Im Kern ihrer Interessen liegt die Frage, wie die Transformation unserer Wirtschaft hin zu einem nachhaltigeren System gelingen kann. Christine Bertram ist gelernte Bankkauffrau, Betriebswirtin und Volkswirtin. Sie hat an der Universität Kiel Internationale Wirtschaft auf Diplom studiert und zur Ökonomie von Ökosystemen und Biodiversität promoviert.