Was begünstigt Preisabsprachen zwischen Unternehmen? Ein ökonomisches Experiment

Zahlen wir als Konsumenten zu viel für Kaffee, Benzin, Zeitschriften, Bier oder Zucker? Wie kommen „zu hohe“ Preise zustande?
Das Ziel von Unternehmen ist es, einen möglichst hohen Gewinn zu erzielen. Sie könnten in die Qualität ihres Produkts investieren oder ein neues Produkt auf den Markt bringen um möglichst viele Konsumenten anzulocken. Dies ist oftmals mit hohen Kosten und Unsicherheit verbunden. Alternativ können sie dem Wettbewerbsdruck entkommen, indem sie sich mit ihren Konkurrenten auf einen überhöhten Preis einigen. Sie richten damit allerdings nicht nur einen erheblichen ökonomischen Schaden an, sondern verstoßen möglicherweise auch gegen geltendes Kartellrecht. In Deutschland ist das Bundeskartellamt für die Aufdeckung und Untersuchung von Kartellen zuständig. Allein im letzten Jahr hat es wegen Verstößen Bußgelder in Höhe von 850 Millionen Euro verhängt.

Eine Einschränkung des Wettbewerbs kann viele verschiedene Formen haben, in diesem Forschungsprojekt soll es um die Koordination auf einen hohen Preis gehen. Es können verschiedene Faktoren relevant sein: Wie viele Wettbewerber gibt es? Wie groß ist die Hürde als neues Unternehmen in den Markt einzutreten? Wie gut können Wettbewerber die Preisentscheidung der anderen beobachten? Konkurrieren die Wettbewerber wiederholt miteinander, kennen Sie sich persönlich? Haben sie die Möglichkeit sich persönlich auszutauschen (zum Beispiel auf Branchentreffen)? Wie werden Kartelle aufgedeckt und geahndet: Gibt es, wie in Deutschland, eine Kronzeugenregelung?
In dem Forschungsprojekt könnt ihr Euch eine dieser oder einer ähnlichen Fragestellung widmen. Nach Erarbeitung der Forschungsfrage würde ich Euch gerne bei dem Design, der Durchführung und Auswertung eines ökonomischen Experiments beratend unterstützen.

Fonseca, Miguel A., and Hans-Theo Normann. „Explicit vs. tacit collusion—The impact of communication in oligopoly experiments.“ European Economic Review 56.8 (2012): 1759-1772.  https://www.dice.hhu.de/fileadmin/redaktion/Fakultaeten/Wirtschaftswissenschaftliche_Fakultaet/DICE/Discussion_Paper/065_Fonseca_Normann.pdf

Fonseca, Miguel A., and Hans-Theo Normann. „Endogenous cartel formation: Experimental evidence.“ Economics Letters 125.2 (2014): 223-225. https://www.vfs.hhu.de/fileadmin/redaktion/Fakultaeten/Wirtschaftswissenschaftliche_Fakultaet/DICE/Discussion_Paper/159_Fonseca_Normann.pdf

Hinloopen, Jeroen, and Adriaan R. Soetevent. „Laboratory evidence on the effectiveness of corporate leniency programs.“ The RAND Journal of Economics 39.2 (2008): 607-616. https://onlinelibrary.wiley.com/doi/pdf/10.1111/j.0741-6261.2008.00030.x?casa_token=wA2p1Ybm-S0AAAAA:Eigo-5KFT6G2o9xNdDd4UEb0NctWJV_7TDFuhiIzm60h_dLT1jKgAO2xyrVndYRjOm-0fy7lrgQn11ZAJQ

Insbesondere Abschnitte 3, 4 und 8:

Holt, Charles A. „Industrial organization: A survey of laboratory research.“ The handbook of experimental economics 349 (1995): 402-03. http://www.people.virginia.edu/~cah2k/iosurvtr.pdf

Wissenschaftlicher Partner:

Betreuerin der YES!-Teams und Autorin des Themenvorschlags:

Claudia Möllers

Foto: Ivo Mayr

Dr. Claudia Möllers arbeitet am DICE, das Düsseldorfer Institut für Wettbewerbsökonomie, im Bereich „Experimentelle Wirtschaftsforschung“.
In ihrer Forschungsarbeit beschäftigt sie sich insbesondere mit konzentrierten Märkten, also Märkte mit wenigen konkurrierenden Unternehmen. Hier hat sie sich zum Beispiel die Rolle von Kommunikation zwischen Marktteilnehmern und deren Wirkung auf den Marktpreis in einem ökonomischen Experiment angeschaut.