Pflege 2030 – Wie kann dem Nachwuchsmangel in Pflegeberufen begegnet werden?
Die Zahl der Menschen, die in Deutschland aufgrund von Alter oder Krankheit auf Unterstützung angewiesen sind, steigt seit Jahren. Während 2007 noch rund 2,25 Millionen Menschen als pflegebedürftig galten, waren es im Jahr 2015 bereits 2,86 Millionen. Nachdem 2017 der Begriff der Pflegebedürftigkeit neu definiert wurde, betrug die Zahl sogar 3,41 Millionen. Und die Zahl wird in den nächsten Jahren massiv steigen, da die Menschen der sogenannten Babyboomer-Generation in ein Alter kommen, in dem das Risiko von Pflegebedürftigkeit stark zunimmt.
Derzeit wird rund die Hälfte der Pflegebedürftigen allein durch Angehörige gepflegt, z.B. durch Ehepartner*innen und (Schwieger)kinder. Bedenkt man jedoch, dass Frauen in Deutschland zurzeit durchschnittlich nur 1,54 Kinder gebären, könnte diese Möglichkeit der Versorgung bald stark eingeschränkt sein.
Somit wächst der Bedarf an bezahlter Pflegearbeit, z.B. in Form von stationären Pflegeeinrichtungen oder ambulanten Pflegediensten. Allerdings zeichnet sich in diesem Bereich bereits jetzt schon ein Fachkräftemangel ab. Berücksichtigt man, dass schon heute rund 30% der Beschäftigten im Bereich Gesundheits-, Kranken- und Altenpflege zwischen 50 und 60 Jahren alt sind und in den nächsten Jahren in Rente gehen werden, wird sich die Lage weiter verschärfen.
Wie kann es gelingen, eine entsprechend große Anzahl an neuen Pflegekräften zu gewinnen? Denkbar wären zum einen Umschulungen und Weiterbildungsmaßnahmen oder die Anwerbung von qualifiziertem Personal aus dem Ausland. Zum anderen könnten mehr Schulabsolventen ausgebildet werden. Allerdings ergreifen nur wenige junge Menschen einen Beruf im Pflegebereich, darunter kaum Männer. Hier läge ein großes Potenzial.
Daher stellen sich folgende Fragen: Warum schließen so viele Menschen, insbesondere junge Männer, einen Pflegeberuf aus? Und wie kann dem entgegengewirkt werden? Oder anders ausgedrückt, wie kann man die Attraktivität dieses Berufsbereichs steigern?
Mögliche Ansatzpunkte für die Bearbeitung des Themas sind das Image von Pflegeberufen und deren Geschlechtsadäquanz. Oder als Fragen formuliert: Welche Merkmale verleihen einem Beruf bei jungen Menschen heutzutage ein gutes Image? Und bezogen auf die Pflegeberufe: Muss dann eher etwas an dem Berufsbild (Art der Ausbildung, Karrierechancen, Vergütung, Arbeitszeiten etc.) geändert werden oder eher in der Kommunikation über diese Berufe, weil die vorhandenen Informationen bei Jugendlichen vielleicht nicht realistisch genug sind? Und wie wichtig ist es Jugendlichen, insbesondere jungen Männern, einen geschlechtsadäquaten Beruf auszuüben? Und warum gelten Pflegeberufe eigentlich eher als passend für Frauen?

Wissenschaftlicher Partner:

Betreuerin der YES!-Teams und Autorin des Themenvorschlags:
Sandra Leumann
Sandra Leumann arbeitet am Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung. Dort ist sie wissenschaftliche Mitarbeiterin in der Forschungsgruppe „Arbeit und Fürsorge“, die sich sowohl mit bezahlter und unbezahlter Fürsorgearbeit beschäftigt.