Nachhaltige Gartenstädte in Sicht. Von Hellerau, Eisenhüttenstadt zu neuen Konzepten zukunftsorientierter Wohnarbeitsviertel
Die wirtschaftliche Stärkung ostdeutscher Regionen kann durch die Ansiedlung attraktiver Unternehmen und Industrie erreicht werden. Um das zu ermöglich, bedarf es sowohl der Schaffung von Infrastrukturen für die Unternehmen als auch der Förderung weicherer Standortfaktoren wie etwa Wohngebiete für die zukünftigen Arbeitnehmer*innen, im Sinne einer bedürfnisorientierten und nachhaltigen Stadtentwicklung. Aufbauend auf dem Konzept der vom Engländer Ebenezer Howard Ende des 19. Jahrhunderts entwickelten Gartenstadt, das die Bewohner*innen einer Stadt sowohl mit Versorgungseinrichtungen als auch mit ihren Arbeitsstätten und kulturellen Angeboten verbindet, beleuchten wir, wie eine innovative und nachhaltige Form von Wohnraumplanung und soziale Mobilität und Infrastruktur im Umfeld von großen Unternehmensansiedlungen in ostdeutschen Regionen heute aussehen kann. Die Idee einer Art „Arbeitersiedlung“ ist schon mehr als 100 Jahre alt. Die erste deutsche Gartenstadt wurde ab 1909 in Dresden-Hellerau umgesetzt, um den Beschäftigten der Deutschen Werkstätten für Handwerkskunst eine Heimat in der Nähe ihrer Arbeitsstätte zu geben. Nicht mal fünfzig Jahre später entstand in Brandenburg die erste „sozialistische Arbeiterstadt“ Eisenhüttenstadt – auch hier als Wohnstadt für die im Eisenhüttenkombinat Ost tätigen Arbeiter und Arbeiterinnen. Wie müssten zukunftsfähige „Arbeiterstädte“ heute aussehen, um den gesellschaftlichen Bedürfnissen des Wohnens, der Versorgung, Mobilität und vor allem der Nachhaltigkeit gerecht zu werden? Welche Aspekte aus den historischen Arbeiterstädten, zu denen sich die Gartenstädte nach englischem Vorbild in Deutschland entwickelt haben, kann man neu interpretieren und neue Konzepte erarbeiten?
Welche baulichen, wirtschaftlichen und ökologischen Aspekte gehören heute zu einer Ansiedlung von Unternehmen und den dort tätigen Personen?
Wie könnte in einer heutigen „Arbeiterstadt“ die Mobilität der Bewohner:innen zugunsten einer nachhaltigen Verkehrspolitik gestaltet werden?
Welche gebäudetechnischen und gestalterischen Maßnahmen könnten umweltbewusste Wohnbauten in einer solchen Siedlung ausmachen?
Wie kann man die Faktoren Arbeit, Mobilität und Wohnen sozialökologisch verbinden?

Wissenschaftlicher Partner:

Betreuer der YES!-Teams und Autoren des Themenvorschlags:
Peter Ulrich
Dr. des. Peter Ulrich ist seit September 2019 wissenschaftlicher Mitarbeiter am Leibniz-Institut für Raumbezogene Sozialforschung in der Forschungsabteilung „Institutionenwandel und regionale Gemeinschaftsgüter“. Er ist wissenschaftlicher Mitarbeiter bei den Forschungsprojekten WIR! „region4.0“ (BMBF) und „Energiewende im sozialem Raum (ESRa)“ (BMWi).
Stefanie Brünenberg
Stefanie Brünenberg arbeitet seit April 2019 als wissenschaftliche Mitarbeiterin im DFG-Projekt „Architektur- und Planungskollektive der DDR“ und seit Mai 2020 im Forschungsprojekt „Sozialräumliche Disparitäten und Ausgleichspolitiken in Städten der DDR und der BRD“ in der Historischen Forschungsstelle, IRS Erkner.