My Job for Future – Welche Rolle spielen Umwelt- und Klimaschutz bei der Berufswahl?
Die Berufs- bzw. Studienwahl ist für viele Schulabsolvent:innen eine wichtige Weichenstellung, die prägend für ihren beruflichen Werdegang ist. Zahlreiche Faktoren beeinflussen diese Entscheidung. Sie lassen sich in soziale (exogene) Faktoren und persönliche (endogene) Faktoren unterscheiden. Als exogene Faktoren gelten die Umstände, die die Person nicht selbst direkt beeinflussen kann, z.B. familiärer (Status-)Hintergrund, Einflüsse durch Freunde / Peer Groups, die Nachfragesituation auf dem Arbeitsmarkt, allgemeine Zukunftsaussichten und regionale Gegebenheiten. Als persönliche Faktoren gelten z.B. persönliche Interessen, Eignung (schulische Leistungen, Fähigkeiten), aber auch der Wunsch nach „sinnvoller Arbeit“ bzw. nach Verwirklichung eigener Ideale und Werte.
Vor allem der letzte Aspekt, die eigenen Ideale und Werte, werden bei Heranwachsenden auch stark vom aktuellen Zeitgeschehen beeinflusst. Ein besonders präsentes Thema war in den letzten Jahren der Klimawandel mit der Diskussion um notwendige Klimaschutzmaßnahmen und vor allem auch die seit Ende 2018 existierende Fridays for Future (FfF) Bewegung, die vor allem von Schüler:innen und Student:innen getragen wird und zahlreiche Freitagsdemonstrationen bzw. Schulstreiks organisiert hat. Neben den dort postulierten politischen Forderungen, wie z.B. einem konsequenteren und schnelleren Klimaschutz wird von FfF auch ein ökologisch nachhaltigerer Lebens- und Arbeitsstil gefordert. Theoretisch müsste sich dies auch auf die Berufs- und Studienwahl junger Menschen auswirken. Aus der Nachhaltigkeitsliteratur ist jedoch bekannt, dass es beim Umweltschutz seit jeher eine große Lücke gibt zwischen der grundsätzlichen Bereitschaft und der tatsächlichen Verhaltensänderung. Bislang sind noch keine wissenschaftlichen Studien bekannt, die den Einfluss der FfF-Bewegung und der gesellschaftlichen Debatte über verstärkten Klima- und Umweltschutz auf die aktuelle Berufs- und Studienwahl von Schulabsolvent:innen hat.
Wählen Schulabsolvent:innen verstärkt Berufe bzw. Studienfächer, die klima-/umweltschutzbezogene („grüne“) Tätigkeitsinhalte haben? Meiden Schulabsolvent:innen verstärkt Berufe bzw. Studienfächer, die klima-/umweltschädliche („schmutzige“) Tätigkeitsinhalte haben? Gibt es hier Unterschiede nach dem Grad der Beteiligung an FfF oder auch zu passiven bzw. FfF-distanzierten Personen? Gibt es lokale Unterschiede (z.B. Orte, in denen FfF-Aktionen stattgefunden haben und solche, in denen es keine Aktionen gab)?
Wie können überhaupt „grüne“ und „schmutzige“ Tätigkeitsinhalte von Berufen unterschieden werden und wie können grüne oder schmutzige Berufe erkannt werden? Sollte es ein „Bio-Siegel“, eine „Klima-Ampel“ oder einen „CO2-Angabe“ für Berufe geben?
Wie können Bewerber:innen klima-/freundliche Arbeitgeber erkennen? Wie kann sichergestellt werden, dass Firmen nicht nur für das Personalmarketing vordergründig von Klimaschutz reden ohne es letztendlich zu tun („Greenwashing“)? Wie könnte eine Zertifizierung von „grünen Arbeitgebern“ aussehen?

Wissenschaftlicher Partner:

Betreuer der YES!-Teams und Autor des Themenvorschlags:
Markus Janser
Dr. Markus Janser arbeitet im Forschungsbereich “Regionale Arbeitsmärkte” des IAB. In seinen Projekten forscht er zu Beschäftigungswirkungen des Umwelt- und Klimaschutzes, zur digitalen und ökologischen Transformation der Arbeitswelt sowie zu Fragen der beruflichen und räumlichen Mobilität. Er promovierte 2019 an der Sozial- und Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät der Uni Bamberg. Das Thema seiner Dissertation war „The Greening of Jobs: Empirical Studies on the Relationship between Environmental Sustainability and the Labor Market”.
Florian Lehmer
Dr. Florian Lehmer arbeitet in der Forschungsgruppe „Berufliche Arbeitsmärkte“ des IAB. Seine Tätigkeit am IAB begann er 2008 in der Forschungsgruppe des damaligen Direktors Prof. Dr. Joachim Möller. Seine Forschungsinteressen liegen in den Bereichen der empirischen Arbeitsmarktökonomie und der angewandten Mikroökonometrie. Gegenwärtig beschäftigt er sich hauptsächlich mit den Auswirkungen der digitalen und ökologischen Transformation auf den Arbeitsmarkt.