Klimawandel und die Flut – wie können ökonomische Ansätze dazu beitragen, eine nachhaltige Verhaltensanpassung zu erzielen?

Dass es auch in Deutschland zu verheerenden Unwetterfolgen wie Hochwasser kommen kann, ist nicht erst seit Juli 2021 bekannt. Es ist zudem davon auszugehen, dass Trockenzeiten und Starkregenereignisse in Folge des Klimawandels in Zukunft noch zunehmen werden. Um besser auf dieses Zukunftsszenario vorbereitet zu sein, gibt es mehrere Möglichkeiten:
(1) Eindämmen bzw. Verlangsamen des Klimawandels (Mitigation)
(2) Anpassung an den Klimawandel und seine Folgen (Adaptation)
(3) Kombination aus beiden Ansätzen
Für den ersten Ansatz stehen Instrumente wie die jüngst in Deutschland eingeführte CO2-Bepreisung zur Verfügung. Ein klassisches Instrument für den zweiten Ansatz ist etwa der Bau von bzw. die Verstärkung von Deichen.
Damit das Ziel einer besseren Anpassung an häufigere und heftigere Fluten gelingen kann, müssen an verschiedenen Stellen Maßnahmen ergriffen werden. So muss beispielsweise der Staat die entsprechenden Rahmenbedingungen festlegen und auf deren Einhaltung achten, beispielsweise wenn es um allgemeinen Bevölkerungsschutz geht. Aber auch das Verhalten des Einzelnen ist sehr wichtig. Hier können verhaltensökonomische Ansätze miteinbezogen werden, die auf Erkenntnissen aus der Psychologie aufbauen.
Die bisherige Forschung zeigt z. B. einerseits, dass Aufklärungskampagnen, die für den privaten Hochwasserschutz sensibilisieren sollen, das individuelle Verhalten kaum beeinflussen. Andererseits zeigt sich, dass die Erfahrung mit Hochwasserereignissen die Bereitschaft, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen, dramatisch erhöht.

Damit es nicht erst zu persönlichen Erfahrungen mit Extremwetterereignissen kommen muss, möchten wir folgende Forschungsfrage beantworten: Wie kann mit (verhaltens-)ökonomischen Ansätzen eine nachhaltige Verhaltensänderung in der Bevölkerung erreicht werden, um zukünftigen Flutkatastrophen vorzubeugen?

Must-Read – diese Literatur sollte das Team vor dem Kick-Off gelesen haben

Frondel, M., M. Simora und S. Sommer (2017), Risk Perception of Climate Change: Empirical Evidence for Germany. Ruhr Economic Papers #676. RGS, RUB, RWI. DOI: 10.4419/86788784
http://en.rwi-essen.de/media/content/pages/publikationen/ruhr-economic-papers/rep_17_676.pdf

Osberghaus, Daniel und Hendrik Hinrichs (2021), The Effectiveness of a Large-scale Flood Risk Awareness Campaign – Evidence from Two Panel Data Sets, Risk Analysis 41(6), 944-957.
https://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1111/risa.13601

Wissenschaftlicher Partner

Betreuende Forschende

Delia Niehues

Foto: RWI

Delia Niehues ist seit April 2021 als Wissenschaftlerin in der Forschungsgruppe „Prosoziales Verhalten“ im Kompetenzbereich „Umwelt und Ressourcen“ tätig. Sie studierte Volkswirtschaftslehre an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn (B. Sc.). Ihr Masterstudium in Economic Policy Consulting (M. Sc.) führte sie an die Ruhr-Universität Bochum sowie die Università di Pisa. Während des Studiums arbeitete sie zunächst als Praktikantin und später studentische Hilfskraft im Kompetenzbereich Umwelt und Ressourcen, wo sie auch ihre Masterarbeit anfertigte.

Stephan Sommer

Foto: RWI

Stephan Sommer ist Professor für Volkswirtschaftslehre an der Hochschule Bochum. Seit Dezember 2013 ist er als Wissenschaftler im Kompetenzbereich „Umwelt und Ressourcen“ tätig. Er absolvierte sein Studium in „Management and Economics“ (Bachelor) und „Economics“ (Master) an der Ruhr-Universität Bochum und dem Colegio Universitario de Estudios Financieros in Madrid. Im Oktober 2018 wurde er an der Ruhr-Universität Bochum promoviert. Seine Forschungsinteressen liegen im Bereich der Verhaltensökonomik, der Angewandten Ökonometrie und der Umwelt-, Ressourcen- und Energieökonomik.