Inflation – Was sind die Konsequenzen der Geldpolitik der EZB?
Seitdem die Europäische Zentralbank (EZB) im Zuge der Schuldenkrise seit März 2015 zunehmend unkonventionelle geldpolitische Maßnahmen ergriff, wurden Geld- und Kapitalmärkte regelrecht mit billigem Geld überschwemmt. Der Hauptrefinanzierungszinssatz liegt bei null Prozent und das Ankaufprogramm für Wertpapiere, APP, beläuft sich mittlerweile auf mehr als €3.000Mrd., was in etwa dem Bruttoinlandsprodukt der Eurozone entspricht!
Doch was ist die Konsequenz dieser Entwicklung?
Klassische ökonomische Theorien, allen voran der sog. Monetarismus, deuten darauf hin, dass es nach einer gewissen zeitlichen Verzögerung unweigerlich zu einer spürbaren Zunahme der HVPI-Inflationsrate in der Eurozone kommen muss – doch lässt diese weiter auf sich warten.
Oder etwa doch nicht?
Welche Rolle spielen in diesem Zusammenhang eigentlich Immobilienpreise und Wertpapierkurse?
Und könnte es mit dem Abklingen der COVID-19 Pandemie in den kommenden Monaten und dem Ende der damit einhergehenden, infolge der Lockdowns erzwungenen Konsumzurückhaltung nicht zu einem veritablen Preisschub kommen? Immerhin gibt es alleine seitens deutscher privater Haushalte einen sog. Konsumstau in Höhe von etwa €140Mrd., der sich Schätzungen zufolge in den kommenden sechs Quartalen zu 30 bis 40 Prozent auflösen und so zu einem Mehrkonsum von bis zu €56Mrd. führen wird. Kommt die Inflation vielleicht also später – doch dann umso stärker?
Gemeinsam gehen wir der Frage nach, anhand welcher Konzepte Inflation gemessen wird und wieso sich die gefühlte von der tatsächlichen Inflation unterscheidet. Von zentraler Bedeutung ist jedoch eine Antwort auf die Frage, was das eigentlich für die Stabilität des Geldes – also die Kaufkraft des Euro – und damit für uns alle bedeutet.


Betreuende Forschende
Leef H. Dierks

Foto: (c) Ulf-K. Neelsen
Seit dem Wintersemester 2013/14 hat Dr. Dierks die Professur für Finanzierung und Internationale Kapitalmärkte an der Technischen Hochschule Lübeck inne. Zu seinen Forschungsinteressen zählen u.a. Geldtheorie, Geldpolitik und Verhaltensökonomik.
Zuvor war Dr. Dierks als Kapitalmarktstratege bei den Investmentbanken Barclays Capital in Frankfurt am Main und Morgan Stanley in London beschäftigt, wo er die Finanzkrise 2008/09 und die europäische Staatsschuldenkrise 2012 aus erster Hand erlebte.
Dr. Dierks studierte Volks- und Betriebswirtschaftslehre an der Universidad Torcuato Di Tella in Buenos Aires, Argentinien, und an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel, wo er anschließend zu der Fragestellung, inwiefern Vertrauen Verbraucherverhalten unter Unsicherheit beeinflusst, promovierte.
Sonja Tiggelbeck
Sonja Tiggelbeck ist seit Oktober 2018 als Wissenschaftliche Mitarbeiterin in einem Forschungsprojekt zum Thema Verhaltensökonomik (Behavioural Economics) an der Technischen Hochschule Lübeck tätig. Der Fokus liegt hierbei auf der Untersuchung des begrenzt rationalen Entscheidungsverhalten von Investoren an Aktienmärkten und die damit verbundenen Kursschwankungen.
Zuvor hat Sonja Tiggelbeck Betriebswirtschaftslehre mit dem Schwerpunkt „International Management and Business“ an der THL studiert. Nach erfolgreichem Masterabschluss promoviert sie nun in Kooperation mit der Universidad Rey Juan Carlos in Madrid.