Gemeinsam sind wir stark? Verhaltensökonomische Erkenntnisse bei der Bewältigung von Kooperationsproblemen nutzen

Egal, ob gemeinsame Arbeit an einem Projekt in der Schule, Teamwork im Unternehmen, freiwillige Mitarbeit in Gremien, Unterstützung wohltätiger Organisationen, oder kollektiver Kampf gegen große Herausforderungen unserer Zeit, wie Klimawandel oder Pandemien: Kooperationsprobleme sind allgegenwärtig. Aus ökonomischer Betrachtungsweise haben diese Probleme gemein, dass es für den Einzelnen individuell rational erscheint, nicht zu kooperieren – aus Sicht der Gruppe eine Beteiligung möglichst vieler Personen jedoch essenziell ist.

Wie aber lassen sich die Perspektiven des Individuums und der Gruppe in Einklang bringen? Welche Instrumente kann man nutzen, damit eine erfolgreiche Kooperation gelingen kann? Wie geht man mit unkooperativem Verhalten um; z.B., wenn jemand sich nicht an der Projektarbeit beteiligt, krankfeiert oder ressourcenschonende Modernisierungsmaßnahmen unterlässt? Welche Maßnahmen können ergriffen werden, um die Problematiken unkooperativen Verhaltens abzuschwächen?

Mit diesen und vergleichbaren Fragen hat sich die Verhaltensökonomik beschäftigt, ein interdisziplinäres Forschungsfeld, welches sich insbesondere in den Schnittstellen von Ökonomie, Psychologie und Soziologie bewegt. Forscher in diesem Bereich nutzen häufig Laborexperimente, Feldversuche sowie Felddaten, um Verhalten unter kontrollierten Bedingungen zu beobachten. Dies erlaubt es, Instrumente und Institutionen zu testen, um so Antworten auf die obigen Fragen zu liefern.

Im Rahmen dieses Projekts ist eine inhaltliche Schwerpunktsetzung möglich, um eure individuellen Interessen zu berücksichtigen. Für das von euch gewählte Problem sollt ihr dann konkrete Lösungsansätze entwickeln, wobei euch die Befunde der verhaltensökonomischen Forschung weiterhelfen sollen.

Must-Read – diesen Artikel soll das Team in Vorbereitung auf das Kick-Off-Gespräch gelesen haben:

Fehr-Duda, Helga and Ernst Fehr (2016): Sustainability: Game human nature. Nature 530, 413–415 (25 February 2016) https://doi.org/10.1038/530413a

Weitere Literatur:

Fehr, E., Schurtenberger, I. Normative foundations of human cooperation. Nat Hum Behav 2, 458–468 (2018). https://doi.org/10.1038/s41562-018-0385-5

Gächter S., Herrmann B. (2006) Human cooperation from an economic perspective. In: Kappeler P.M., van Schaik C.P. (eds) Cooperation in Primates and Humans. Springer, Berlin, Heidelberg.

Lacomba J.A., López-Pérez R. (2015) Cooperation. In: Branas-Garza P., Cabrales A. (eds) Experimental Economics. Palgrave Macmillan, London. https://doi.org/10.1057/9781137538192_7

Wissenschaftlicher Partner:

Betreuer des YES!-Teams und Autoren des Themenvorschlags:

Sebastian Kube

Sebastian Kube econtribute

Sebastian Kube ist Professor für Verhaltensökonom und experimentelle Ökonomie am Fachbereich Wirtschaftswissenschaften der Universität Bonn sowie im Exzellenzcluster ECONtribute. 2007 promovierte er an der Universität Karlsruhe in Wirtschaftswissenschaften. Er ist Senior Researcher am Max-Planck-Institut zur Erforschung von Gemeinschaftsgütern, Research Fellow am Institut zur Zukunft der Arbeit, stellvertretender Direktor des BonnEconLab, und Bonner Koordinator des European Doctoral Program in Quantitative Economics.

Seine Forschungsarbeiten sind interdisziplinär ausgerichtet. In diesen Arbeiten nutzt er Verhaltensdaten aus Labor- und Feldexperimenten, um Fragen zum Zusammenspiel von sozialen Präferenzen und ökonomischen Entscheidungen zu beantworten.