Karriereplanung und Geburtenlücke. Wie können Studium, Beruf und Familie in besseren Einklang gebracht werden?
Sinkende Geburtenraten? Überlastung des Rentensystems? Bildungsexpansion? Überfüllte Hörsäle?
Uns allen sind diese Probleme ein Begriff und wir wissen, wie dringend Lösungen gebraucht werden. Bei den Lösungsansätzen darf eines aber nicht übersehen werden: Es reicht nicht, diese Probleme einzeln zu betrachten. Vielversprechende Lösungsansätze müssen die Probleme gesamtheitlich angehen!
Während die Bildungspolitik danach strebt, dass immer mehr junge Menschen studieren, versucht die Familienpolitik den demographischen Wandel entgegen zu wirken. Auf den ersten Blick würde man vielleicht keinen direkten Zusammenhang dieser beiden Politikfelder vermuten. Bei genauerer Betrachtung scheint eine gegenseitige Abhängigkeit aber durchaus plausibel. Politische Maßnahmen, die sich darauf konzentrieren, die Bildungschancen zu verbessern damit Deutschland auch in Zukunft international wettbewerbsfähig ist, müssen durch Maßnahmen begleitet werden, die das Bildungs- und Arbeitsleben mit dem Familienleben vereinen. Wenn immer mehr junge Leute studieren und sich mit Mitte 20 im Beruf zurechtfinden müssen, führt das dazu, dass sie, wenn sie Kinder haben möchten, diese später bekommen und manche sich vielleicht ganz gegen Kinder entscheiden. Tatsächlich bestätigen wissenschaftliche Studien diese unerwünschte Nebenwirkung der gestiegenen Bildungsteilhabe: Frauen mit Universitätsabschluss heiraten im Schnitt später, werden später Mutter und entscheiden sich vielleicht ganz gegen Kinder zu Gunsten ihrer beruflichen Karriere. Die Herausforderung einer nachhaltigen Politik liegt darin, beides, ein erfülltes Familienleben und eine berufliche Karriere, zu verbinden.
Wie kann es gelingen den Zielkonflikt zwischen Familie und Karriere zu entschärfen und beides zu vereinen? Kann das geplanten Rückkehrrecht von Teilzeit-Arbeit in den ersten Jahren nach der Geburt eines Kindes in Vollzeit-Arbeit Abhilfe schaffen? Welches Potenzial haben flexiblere Arbeitszeiten und Heimarbeit? Wie lassen sich diese Möglichkeiten gezielt fördern? Stellt das Elterngeld einen weiteren Hebel dar? Momentan ist das Elterngeld zwar an das Einkommen gekoppelt, allerdings verdienen Akademikerinnen oft so viel, dass sie die Höchstgrenze überschreiten und somit auf das Einkommen gerechnet weniger Elterngeld erhalten als Nicht-Akademikerinnen. Ist eine Anpassung sozialpolitisch wünschenswert? Ziel dieser Herausforderung ist es, diese und andere Möglichkeiten, die die Vereinbarkeit von Familie und Beruf möglich machen, zu diskutieren.

Wissenschaftliche Partner:

Betreuer des YES!-Teams und Autoren des Themenvorschlags:
Daniel Kamhöfer
Daniel Kamhöfer studierte Volkswirtschaftslehre an der Universität Duisburg-Essen und promovierte dort in März 2018. Zurzeit arbeitet Daniel als Wissenschaftler am Düsseldorf Institute for Competition Economics. In seiner Forschung untersucht Daniel die Determinanten des individuellen Wohlergehens, beispielsweise die Auswirkungen von Bildung auf das Einkommen und die Gesundheit der betroffenen Personen. Das Ziel von Daniels Arbeit ist zu verstehen, wie politische Maßnahmen dazu beitragen können, mehr Menschen ein besseres Leben zu ermöglichen.
Matthias Westphal
Foto: (c) RWI
Matthias Westphal studierte in Münster und Essen Volkswirtschaft. Anschließend arbeitete er als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universität Duisburg-Essen und absolvierte gleichzeitig ein Postgraduiertenstudium an der Ruhr Graduate School in Economics. Matthias forscht zu bildungs- und gesundheitsökonomischen Fragestellungen mit besonderem Fokus auf gesellschaftlichem Wandel. Seit November 2016 ist er Mitarbeiter im Kompetenzbereich “Gesundheit” im RWI und seit Oktober 2019 Juniorprofessur für Volkswirtschaftslehre an der Technischen Universität Dortmund.