Elektroschrott: Zu wertvoll für die Mülltonne – Wie können Lösungsansätze für einen nachhaltigen Konsum aussehen?

In Deutschland waren 2020 über 97% der 14- bis 19-jährigen im Besitz eines Smartphones (Statista, 2021). Diese wie auch andere Elektrogeräte werden am Ende der Nutzungsphase entsorgt und zu Elektroschrott. So wurde 2019 weltweit 53,6 Mio. t. Elektroschrott produziert. Die Menge ist dabei in den letzten Jahrzehnten deutlich gestiegen. Der Großteil stammt dabei aus Asien, Amerika und Europa. Der Export des Elektroschrotts in Entwicklungsländer bietet auf der einen Seite eine mögliche Einkommensquelle für diejenigen, die den Müll sortieren, zerlegen oder wiederaufbereiten, führt allerdings auf der anderen Seite zu vielfältigen sozialen, ökologischen, ökonomischen und gesundheitlichen Folgen. Zahlreiche toxische Zusatzstoffe und Substanzen können bei unsachgemäßer Entsorgung in die Umwelt gelangen oder die Gesundheit der Arbeiter*innen gefährden. Werden Elektrogeräte deponiert und nicht recycelt, gehen zudem wertvolle Ressourcen wie z.B. Gold, Kobalt und Kupfer verloren, da sie nicht wieder als Rohstoff in den Kreislauf gelangen (Forti et al., 2020).

Es müssen aber nicht nur nachhaltige Wege gefunden werden, die die Probleme des Elektroschrotts z.B. in Entwicklungsländern adressieren, sondern vor allem auch Lösungen, die den derzeitigen Konsum und die Produktion in den Industrieländern als Treiber dieser Problematik thematisieren.

Weltweit werden diese Entwicklungen vor allem durch eine falsche Entsorgung, ein höheres Niveau von verfügbarem Einkommen, Urbanisierung (Ausbreitung städtischer Lebensformen) und Industrialisierung vorangetrieben (Forti et al., 2020). Darüber hinaus sind Elektrogeräte oft integriert aufgebaut. Dies erschwert die Rückgewinnung von verbauten Rohstoffen und die Reparierbarkeit und führt dazu, dass einzelne Komponenten nicht modular austauschbar oder erweiterbar sind (z.B. Akku oder Speicher). Dadurch kann bereits ein kleiner Defekt zu einem Totalschaden führen, obwohl der Großteil der Technologie einwandfrei funktioniert (Laser, 2020). Zudem kommen der rasante technologische Fortschritt und die Knüpfung von Neugeräten an Verträge (z.B. bei Handys). So veralten die Geräte schnell und die dadurch verkürzte Lebensdauer führt dazu, dass die Konsumenten sich gezwungen fühlen, elektronische Güter in immer kürzeren Abständen zu ersetzen (WBGU, 2019).

Welche nachhaltigen Lösungsansätze und Potenziale bestehen, um die steigende Menge an Elektroschrott zu verringern und einen nachhaltigen Konsum zu stärken? Wie werden diese Ansätze und Möglichkeiten in der Wissenschaft und Politik diskutiert? Wie kann die Europäische Union aber auch jede*r Einzelne durch sein Handeln zur Lösung dieses Problems beitragen? Welche Barrieren existieren, die die Umsetzung dieser Lösungen erschweren, und wie können wir diese überwinden?

Die Auseinandersetzung mit den sozialen, ökologischen, ökonomischen Folgen des rasant steigenden Konsums elektronischer Geräte kann den Schüler*innen dabei helfen die derzeitige Produktion sowie eigene und gesellschaftliche Konsumtrends zu hinterfragen, das eigene Handeln sowie Gerechtigkeits- und Verteilungsaspekte zu reflektieren sowie darauf aufbauend eigene nachhaltige Lösungsansätze zu identifizieren.

Must-Read: Das Team sollte folgendes vor dem Kick-Off gelesen haben:

WBGU – Wissenschaftlicher Beirat der Bundesregierung Globale Umweltveränderungen (2019): Unsere gemeinsame digitale Zukunft. Kapitel 5.2.5: Digitalisierung: vom Elektroschrottproblem zur Lösung für Kreislaufwirtschaft?. Berlin: WBGU. https://www.wbgu.de/fileadmin/user_upload/wbgu/publikationen/hauptgutachten/hg2019/pdf/wbgu_hg2019.pdf.

Zusätzliche Literatur:

Forti, V., Baldé, C. P., Kuehr, R., & Bel, G. (2020). The Global E-waste Monitor 2020. United Nations University (UNU), International Telecommunication Union (ITU) & International Solid Waste Association (ISWA), Bonn/Geneva/Rotterdam. https://www.invest-data.com/eWebEditor/uploadfile/2020071100243938206180.pdf

Oguchi, M., Murakami, S., Sakanakura, H., Kida, A., & Kameya, T. (2011). A preliminary categorization of end-of-life electrical and electronic equipment as secondary metal resources. Waste Management, 31(9), 2150–2160. https://doi.org/10.1016/j.wasman.2011.05.009

Sousa, R., Agante, E., Cerejeira, J., & Portela, M. (2018). EEE fees and the WEEE system – A model of efficiency and income in European countries. Waste Management, 79, 770–780. https://doi.org/10.1016/j.wasman.2018.08.008

Statista. (2021, June 30). Smartphones – Penetrationsrate in Deutschland nach Altersgruppe 2020 | Statista. https://de.statista.com/statistik/daten/studie/459963/umfrage/anteil-der-smartphone-nutzer-in-deutschland-nach-altersgruppe/

WBGU – Wissenschaftlicher Beirat der Bundesregierung Globale Umweltveränderungen (2019): Unsere gemeinsame digitale Zukunft. Berlin: WBGU.
https://www.wbgu.de/de/publikationen/publikation/unsere-gemeinsame-digitale-zukunft

Wilkinson, A., & Williams, I. D. (2020). Why Do (W)EEE Hoard? The Effect of Consumer Behaviour on the Release of Home Entertainment Products into the Circular Economy. Detritus (12), 18–33. https://doi.org/10.31025/2611-4135/2020.14004

Wissenschaftlicher Partner

Betreuende Forschende:

Robyn Blake-Rath promoviert am Institut für Umweltökonomik und Welthandel an der Leibniz Universität Hannover. Sie hat Umweltwissenschaften sowie Nachhaltigkeitsökonomie und Management studiert. Im Rahmen ihrer Tätigkeit für den Wissenschaftlichen Beirat der Bundesregierung Globale Umweltveränderung (WBGU) war sie an der Erstellung der Leitgutachten „Unsere gemeinsame digitale Zukunft“ zu Digitalisierung und Nachhaltigkeit sowie „Landwende im Anthropozän: Von der Konkurrenz zur Integration“ über den nachhaltigen Umgang mit der knappen Ressource Land beteiligt. Darüber hinaus arbeitet sie mit Projektdaten aus dem DFG geförderten Langzeitprojekt „Thailand-Vietnam Socio-Economic Panel“ (TVSEP). Aktuell beschäftigt sich Robyn Blake-Rath in ihrer Forschung mit der Resilienz in der Landwirtschaft in einem nachhaltigen Kontext, den Auswirkungen der Digitalisierung sowie den Einflüssen menschlicher Entscheidungsprozesse.