Der Europäische Green Deal: Verteilungseffekte und wie sie in der Praxis abgemildert werden können
Der so genannte „Green Deal“ wurde kürzlich von der Europäischen Kommission mit dem erklärten Ziel ins Leben gerufen, bis zum Jahr 2050 Klimaneutralität in der EU zu erzielen. Um dieses ambitionierte Ziel zu erreichen, wurden für eine Vielzahl von Bereichen Vorgaben und Maßnahmen präsentiert, die die bestehende Klimapo-litik in den nächsten Jahren ergänzen und optimieren sollen.
Die Schwerpunkte liegen in den folgenden Bereichen:
„Clean Energy“ mit einem Fokus auf CO2-neutraler Stromproduktion und -verbrauch ist einer der Schlüsselbereiche für die EU, um die gesamte Energieversor-gung zu dekarbonisieren. In diesem Zuge sind die Mitgliedsstaaten dazu angehalten die nationale Klima- und Energiepolitik bis 2023 an den Klimazielen der EU auszurichten (mindestens 55% Emissionsreduktion bis 2030).
„Nachhaltige Mobilität“ zielt darauf ab Emissionen aus dem Transportsektor, die ca. 20% der Gesamtemissionen in der EU ausmachen, um 90% zu reduzieren. Außerdem beinhaltet dieser Bereich die Förderung nachhaltiger Fahrzeugtechnologien und öffentlicher Ladepunkte in Kombination mit der Entwicklung eines intelligenten und vernetzten Verkehrs.
„Nachhaltige Landwirtschaft“ umfasst eine Modernisierung entlang sozialer, ökologischer und wirtschaftlicher Gesichtspunkte. Zentral ist die „common agricultural policy“, die gemeinsame Regeln für eine umweltfreundliche Landwirtschaft definiert und „grüne“ Anbaumethoden fördert.
„Gebäude und Renovierung“ prognostiziert eine Verdopplung von Gebäudesanie-rungen bis 2030, eine Steigerung von klimafesten Bauten sowie eine strengere Durchsetzung bestehender Regeln der Energieeffizienz. Die so genannte „renovation wave“-Initiative soll diese Themen abdecken.
Dieser umfassende und schnelle Wandel wird aber auch Gewinner und Verlierer hervorbringen. Manche Teile der Bevölkerung werden von dieser neuen Politik profitieren, während andere wiederum abgehängt werden. Diese Diskrepanz kann die gesellschaftliche Unterstützung des Vorhabens untergraben und eine wesentliche Hürde bei der Implementierung und Umsetzung der geplanten Maßnahmen sein.
Aufgrund der Komplexität und Vielfalt potenzieller Verteilungseffekte, sowie einem Mangel an Forschung in diesem Feld, ist es eine wesentliche Herausforderung die relevanten Auswirkungen und Dimensionen von Umverteilung durch die jeweiligen Maßnahmen des Green Deals zu identifizieren. In einem zweiten Schritt sollten effektive Werkzeuge und Instrumente erarbeitet werden, um mit den erwarteten Auswirkungen dieser Politiken, spezifisch für bestimmte Regionen und Verbraucher, kurz- wie langfristig umgehen zu können.
Leitfragen: Identifizieren Sie Verteilungseffekte des Green Deal in den genannten Politikbereichen! Welche davon sehen Sie als die relevantesten an? Was sind mögliche neue Lösungen, um diese Verteilungseffekte abzuschwächen?
Hinweis: Es ist sowohl möglich sich auf ein bis zwei der aufgeführten Politikbereiche (Clean Energy, Nachhaltige Mobilität, Nachhaltige Landwirtschaft, Gebäude und Re-novierung) zu konzentrieren und eine tiefere Analyse vorzunehmen, als auch alle vier Bereiche aus einer breiteren Perspektive zu behandeln.

Wissenschaftlicher Partner:

Betreuer der YES!-Teams und Autoren des Themenvorschlags:
Valeriya Azarova
Dr. Valeriya Azarova ist seit 2020 als wissenschaftliche Mitarbeiterin am ifo Zentrum für Energie, Klima und Ressourcen tätig. Ihr Forschungsschwerpunkt liegt auf verhaltensökonomischen Themen sowie auf Nachhaltigkeits- und Energieökonomie.
Julius Berger
Julius Berger ist seit 2020 Doktorand am ifo Institut in München im Bereich Energie, Klima und Ressourcen. Seine Forschungsschwerpunkte umfassen die Auswirkungen von Klimaextremen sowie Klimapolitik im Mobilitätssektor.
Waldemar Marz
Dr. Waldemar Marz ist seit 2013 als wissenschaftlicher Mitarbeiter am ifo Institut in München im Bereich Energie, Klima und Ressourcen tätig. Seine Forschungsschwerpunkte umfassen Umweltökonomik, Erschöpfbare Ressourcen, und Politische Ökonomie des Klimawandels.