Das dunkle Geheimnis der Schokolade – Wie können wir einen nachhaltigen Kakaoanbau unterstützen?
Schokolade ist eine begehrte Süßigkeit in Deutschland: Mit einem Pro-Kopf-Konsum von rund 8,6 kg im Jahr steht Deutschland nur knapp hinter der Schweiz an zweiter Stelle des weltweiten Pro-Kopf-Konsums.
Der Kakao in unserer Schokolade kommt zum Großteil aus den beiden Haupterzeugerländern Elfenbeinküste und Ghana. In diesen zwei westafrikanischen Ländern werden rund 2/3 des weltweiten Kakaos von ca. 2 Mio. Kleinbauern und -bäuerinnen angebaut. Der Preis, der dabei an die Bauern und Bäuerinnen geht, ist gering: Laut einer Studie aus dem Jahr 2018 wird das Pro-Kopf-Einkommen aus Kakao in Ghana und der Elfenbeinküste auf ca. 0,78 Dollar pro Tag geschätzt (Cocoa Barometer, 2018).
Aktuelle Studien betonen, dass Zertifizierung von Kakao zwar dazu beitragen kann, dass ein höherer Preis bei den Kakaobauern und -bäuerinnen ankommt, Zertifizierung allein aber kein existenzsicherndes Einkommen und nachhaltigen Kakaoanbau gewährleisten kann. Zu letzterem zählt insbesondere das Problem der Entwaldung, wie in einer Studie der NGO „Mighty Earth“ dargestellt wird: Sind die Böden nicht mehr fruchtbar, wird das Kakaoanbaugebiet einfach erweitert. Aufgrund fehlender staatlicher Regulierungen werden bei dieser Verlagerung der Anbaugebiete oftmals intakte und häufig auch geschützte Wälder zerstört. Die Abholzung der Regenwälder hat einen negativen Einfluss auf das Klima, da hierbei der größte Kohlenstoffspeicher unseres Planeten zerstört wird. Hierbei kommen auch Zwischenhändler und internationale Schokoladenkonzerne zur Verantwortung, welche diesen Kakao abkaufen.
Diese kurz angeschnittenen Probleme unterstreichen die Wichtigkeit eines nachhaltigen Kakaoanbau sowie eines existenzsichernden Einkommens für die Kakaobauern und -bäuerinnen. Die Entwicklung möglicher Lösungsstrategien, wie wir als Schokoladenkonsumenten in Deutschland eine nachhaltige Kakaowertschöpfungskette fördern und Entwaldung verhindern können sind Fragen der Ressourcenökonomik und das Thema dieser YES!-Challenge.
– Wie können wir dazu beitragen, dass Kakaobauern und -bäuerinnen in Westafrika ein besseres Einkommen erhalten und Kakao nachhaltiger anbauen?
– Wie können wir als Konsumenten multinationale Unternehmen dazu bewegen, stärker auf die Herkunft ihres Kakaos und dazugehörige Entwaldung zu achten?
– Ein höherer Schokoladenpreis pro Tafel Schokolade als Lösung?
– Wie lässt sich herausfinden, ob die Bevölkerung bereit wäre, einen höheren Preis für Schokolade zugunsten der Bauern und Bäuerinnen oder des Klimas zu zahlen?
– Wie lässt sich das Bewusstsein für Entwaldung durch Kakaoanbau in der Gesellschaft stärken, sodass die Gesellschaft bereit ist, einen höheren Preis zu zahlen?
– Durch welche politischen Maßnahmen ließe sich ein höherer Preis durchsetzen?
– Ein geringerer Schokoladenkonsum als Lösung?
– Durch welche politischen Maßnahmen ließe sich der Schokoladenkonsum verringern?
– Weitere Zertifizierungen/ Labels, welche stärker auf Entwaldung fokussiert sind?

Wissenschaftlicher Partner:

Betreuer des YES!-Teams und Autoren des Themenvorschlags:
Gunther Bensch

Foto: (c) RWI
Dr. Gunther Bensch forscht am RWI zu den Bereichen Entwicklungs-, Energie- und Umweltökonomie. Besonderes Forschungsinteresse gilt hierbei der empirischen Untersuchung von Märkten für Umweltgüter und -technologien sowie den sozio-ökonomischen Auswirkungen von Entwicklungsmaßnahmen, wie zum Beispiel der Verbreitung effizienterer Kochherde.
Kathrin Kaestner

Foto: (c) RWI
Kathrin Kaestner ist seit Januar 2020 als Wissenschaftlerin im Kompetenzbereich „Umwelt und Ressourcen“ des RWI tätig. Sie studierte Volkswirtschaftslehre (B.Sc.) an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster sowie an der Nagoya University of Commerce and Business in Japan und absolvierte ihr Masterstudium in Economics an der Universität zu Köln.
Ihre Forschungsinteressen liegen im Bereich der Verhaltensökonomik, der Angewandten Ökonometrie sowie der Umwelt-, Energie- und Entwicklungsökonomik.