Applaus allein reicht nicht – Wie können Pflegeberufe attraktiver werden?

Auch wenn Pflegekräfte in der Coronakrise für ihre Arbeit viel Applaus geerntet haben: Eine Beschäftigung im Pflegebereich gilt für viele Personen als wenig attraktiv, die physische und psychische Arbeitsbelastung sind hoch, und dazu kommt noch eine eher unterdurchschnittliche Entlohnung. Es verwundert daher nicht, dass viele Pflegekräfte ihren Beruf verlassen, obwohl sie ihn aus der Überzeugung gewählt haben, anderen Menschen zu helfen und einen wichtigen Beitrag für die Gesellschaft zu leisten. Gleichzeitig gehören die Pflegeberufe zu den Berufen mit Zukunft: Aufgrund der Alterung der Bevölkerung werden in den kommenden Jahrzehnten immer mehr Menschen auf eine professionelle Pflege angewiesen sein. Aber bereits heute mangelt es flächendeckend an Pflegefachkräften. Im Jahr 2019 standen 100 bei der BA gemeldeten Stellen für Krankenpflegefachkräfte lediglich 39 Arbeitslose in diesem Bereich gegenüber, bei den Altenpflegefachkräften waren es sogar nur 19 Arbeitslose pro 100 gemeldete Stellen. Derzeit stehen die Fachkräfte in der Altenpflege bundesweit an zweiter Stelle der Top-10-Engpassberufe. Dieser Mangel dürfte sich in Zukunft noch verschärfen, da das Erwerbspersonenpotenzial aufgrund der Schrumpfung der Bevölkerung sinken wird. Damit verstärkt der demografische Wandel in doppelter Weise den Bedarf an Pflegepersonal.
Sowohl die derzeitigen Pflegekräfte in ihren Jobs zu halten als auch mehr Menschen für diesen Beruf zu begeistern ist daher unabdingbar für die Sicherstellung der bedarfsgerechten pflegerischen Versorgung.

Doch woran mangelt es im Bereich der Pflegeberufe am meisten? Sind es nur die Bezahlung und Arbeitsbedingungen, oder liegt es vielmehr an der mangelnden gesellschaftlichen Wertschätzung? Wie kann man das schlechte Image der Pflegeberufe verbessern?

Und bei wem kann angesetzt werden? Bei den bereits im Berufsfeld Beschäftigten, die möglicherweise unter anderen Bedingungen länger im Berufsfeld tätig bleiben würden? Bei Berufsfremden, die eine neue Beschäftigung suchen? Bei Schülerinnen und Schülern, die vor der Berufswahl stehen?

Carstensen, Jeanette; Seibert, Holger; Wiethölter, Doris (2020): Entgelte von Pflegekräften. Aktuelle Daten und Indikatoren), Nürnberg, http://doku.iab.de/arbeitsmarktdaten/Entgelte_von_Pflegekraeften_2020.pdf

Statistik der Bundesagentur für Arbeit (2020): Blickpunkt Arbeitsmarkt: Arbeitsmarktsituation im Pflegebereich.
https://statistik.arbeitsagentur.de/DE/Statischer-Content/Statistiken/Themen-im-Fokus/Berufe/Generische-Publikationen/Altenpflege.pdf?__blob=publicationFile&v=8

Kuhn, Andrea; Mack, Claire; Weinert, Stephan (2020): Berufsverbleib und Wiedereinstieg von Pflegefachpersonen in Schleswig-Holstein. Forschungsnetzwerk Gesundheit an der Hochschule für Wirtschaft und Gesellschaft Ludwigshafen, https://pflegeberufekammer-sh.de/wp-content/uploads/2020/08/Berufsverbleib-und-Wiedereinstieg-von-Pflegefachpersonen-in-Schleswig-Holstein_Projektbericht-HWG-LU-Juni-2020-final.pdf

OECD (2020): Who Cares? Attracting and Retaining Care Workers for the Elderly. OECD Health Policy Studies, OECD Publishing, Paris, https://doi.org/10.1787/92c0ef68-en.

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Wissenschaftlicher Partner:

IAB Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung

Betreuerinnen der YES!-Teams und Autorin des Themenvorschlags:

Michaela Fuchs

Michaela Fuchs IABMichaela Fuchs arbeitet als wissenschaftliche Mitarbeiterin im Regionalen Forschungsnetz des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung. Sie hat an den Universitäten Saarbrücken und Bergamo (Italien) Volkswirtschaftslehre studiert. Sie interessiert sich besonders für regionale Unterschiede auf dem Arbeitsmarkt. Große Bedeutung hat hierbei der Einfluss des demografischen Wandels auf das Angebot an und die Nachfrage nach Arbeitskräften in den einzelnen Regionen.

Julia Lang

Julia Lang IABJulia Lang arbeitet als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung im Forschungsbereich “Arbeitsförderung und Erwerbstätigkeit”. Dort forscht sie vor allem zur Wirkung arbeitsmarktpolitischer Maßnahmen. Ein Schwerpunkt ihrer Arbeit liegt im Bereich der beruflichen Weiterbildung.