Anstupser in eine grüne Zukunft: Wie „Nudges“ uns zu nachhaltigem Verhalten bewegen können
Klimawandel, Verschmutzung der Weltmeere, schlechte Luftqualität. Dies sind nur einige Beispiele für akute Bedrohungen einer nachhaltigen Zukunft. Konsumentinnen und Konsumenten spielen dabei mit ihren alltäglichen Entscheidungen eine wichtige Rolle. Doch wie können wir ökologisch verantwortliches Handeln im Alltag fördern? Ihr entwickelt Antworten und leistet damit einen Beitrag zu einer wichtigen Debatte.
Das englische Wort „Nudge“ bedeutet Stups oder Anstupser. In wirtschaftspolitischen Debatten werden unter dem Schlagwort politische Instrumente diskutiert, die Konsumentinnen und Konsumenten einen „Schubs“ in die richtige Richtung geben – ganz ohne Gebote, Verbote oder ökonomische Anreize. Auf diese Weise sollen Bürgerinnen und Bürger zu besseren Entscheidungen bewegt werden, ohne explizit bevormundet zu werden – häufig sogar ohne dass sie selbst die Maßnahme bemerken.
Doch was macht „bessere“ Entscheidungen aus? Wenn Konsumentinnen und Konsumenten nicht bemerken, dass sie von außen beeinflusst werden, besteht möglicherweise die Gefahr, dass Menschen entgegen ihrem Willen manipuliert werden. Aus diesem Grund ist das Konzept unter Ökonominnen und Ökonomen nicht unumstritten. Andererseits haben subtile Anstupser einige Vorteile gegenüber harten Eingriffen wie Ge- oder Verboten und anderen wirtschaftspolitischen Instrumenten wie Lenkungssteuern und Subventionen. Der Wirtschaftsnobelpreisträger Richard H. Thaler, auf den das Konzept des „sanften Paternalismus“ zurückgeht, argumentiert, dass durch Nudging der Entscheidungsspielraum der Menschen weniger stark eingeschränkt werde und dass winzige Veränderungen der Entscheidungssituation, gegen die eigentlich niemand etwas einwenden könne, große Verhaltensänderungen bewirken können.
Wir möchten euch dazu motivieren, das Potential von Nudging für die Förderung nachhaltiger Konsummuster zu erforschen. Es soll, von einem konkreten Problem ausgehend, ein Nudge entwickelt werden, mit dem nachhaltiges Verhalten gestärkt werden kann.
Nachdem ihr euch in das Thema eingearbeitet und ein Gefühl dafür entwickelt habt, welche Rolle Nudges spielen können, ist uns wichtig, dass ihr euch auch kritisch mit dem Konzept auseinandersetzt. Hierzu gehört, die Argumente der Kritikerinnen und Kritiker zu verstehen und eine Sensibilität für die umstrittenen Aspekte zu entwickeln.
Nun seid ihr bereit für die Entwicklung eines eigenen Nudges. Hierfür werdet ihr zur Inspiration viel über bereits existierende Nudges lesen und schließlich intensiv über eure eigenen Vorschläge diskutieren. Wir stellen uns vor, dass bei der Entwicklung eures Instruments folgende vier Aspekte zentral sind:
1) Problembeschreibung: Um welches Problem im Nachhaltigkeitsbereich geht es euch? Warum handelt es sich überhaupt um ein Problem? Und was gibt es schon für Lösungsansätze?
2) Euer Nudge: Warum denkt ihr, dass euer Anstupser tatsächlich wirksam Menschen zu nachhaltigem Verhalten bewegen könnte? Hier wird es viel um Psychologie gehen und eure Argumentation basiert optimalerweise auf bereits bestehenden empirischen Erkenntnissen.
3) Vergleich mit anderen Instrumenten: Könnt ihr eure Maßnahme gegen kritische Rückfragen verteidigen? Wo seht ihr Vorteile eures Nudges im Vergleich zu „härteren“ Maßnahmen wie Verboten oder Steuern?
4) Implementierung: Nun kommt die Praxis. Wie kann man euren Nudge implementieren? Welche potentielle Reichweite seht ihr? Hier sind eurer Kreativität keine Grenzen gesetzt. Originalität, Wirksamkeit und Umsetzbarkeit stehen nun im Mittelpunkt.
Wir möchten, dass ihr diese Struktur als Vorschlag betrachtet und hoffen, dass sie euch bei der Orientierung helfen kann. Wir halten das Projekt grundsätzlich für anspruchsvoll, sind aber davon überzeugt, dass ein smartes Team auf diese Weise kreative und vielversprechende Lösungsansätze für aktuelle Probleme entwickeln kann. Wir sind gespannt!

Wissenschaftlicher Partner:

Betreuer des YES!-Teams und Autoren des Themenvorschlags:
Rebekka Rehm

Foto: iwp
Rebekka Rehm hat Volkswirtschaftslehre in Köln und in Budapest studiert. Seit 2014 ist sie wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Wirtschaftspolitik an der Universität zu Köln. Dort beschäftigt sie sich vor allem mit Themen der Gesundheitsökonomie und der Arbeitsmarktpolitik.
YES!-Themen von Rebekka Rehm
Christoph Oslislo

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